Die Ozeane der Erde nehmen fast ein Drittel des menschenverursachten CO₂ auf
Key Insights
- Die marinen Ressourcen sind durch eine ganze Reihe an Einflüssen gefährdet. Um die angestrebte CO₂-Reduzierung zu erreichen, kommt es entscheidend darauf an, sie zu schützen.
- Die Ozeane der Erde nehmen fast ein Drittel des menschenverursachten CO₂ auf. Doch ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu absorbieren, nimmt ab.
- Blue Financing könnte Finanzierungsmittel für meeresfreundliche Projekte in verschiedenen Regionen und Sektoren mobilisieren.
Wasser hat die Fähigkeit, atmosphärisches Kohlendioxid (CO2), das häufigste Treibhausgas (THG) auf der Erde, aufzunehmen und spielt daher eine wesentliche Rolle dabei, bis 2050 die Netto-Null-Ziele1 zu erreichen. Wir können unsere Gewässer und Ozeane deshalb nicht ignorieren – oder, wie es die berühmte US-Meeresbiologin Sylvia Earle formuliert: „Ohne Blau kein Grün“. Wasser bedeckt mehr als 70 % der Erdoberfläche, was seine Bedeutung für die Gesundheit unseres Planeten noch verstärkt.
Die Fähigkeit der Ozeane, CO2 zu binden …
Die Ozeane der Erde nehmen fast ein Drittel des menschenverursachten CO2 auf.2 Das Phytoplankton – winzige, mikroskopisch kleine Pflanzen, die in den oberen Zentimetern der Weltmeere leben – nimmt atmosphärisches CO2 auf, um es in der Photosynthese aufzutrennen, sich zu ernähren und Sauerstoff wieder an die Atmosphäre abzugeben. Seit der vorindustriellen Zeit ist die Menge an CO2, die die Ozeane aufnehmen, exponentiell gestiegen, da diese versuchen, ein Gleichgewicht mit dem gestiegenen CO2-Gehalt in der Atmosphäre herzustellen. Beunruhigend ist, dass die Fähigkeit der Ozeane zur CO2-Aufnahme abnimmt. Grund dafür sind chemische Veränderungen, die der erhöhte CO2-Gehalt im Wasser verursacht. Die steigenden Temperaturen verschärfen die Tatsache, dass die Fähigkeit der Ozeane zur Aufnahme von atmosphärischem CO2 sinkt, zusätzlich.
Abbildung 1 zeigt die CO2-Konzentration, die die Ozeane in Abhängigkeit von der Beziehung zwischen atmosphärischem CO2 und Temperatur halten können. Mit dem Anstieg des atmosphärischen CO2 steigt auch die CO2-Konzentration in den Ozeanen; bei höheren Temperaturen verringert sich jedoch ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu absorbieren.
CO₂ und Hitze stellen die Ozeane vor Herausforderungen
Abbildung 1: Die Rolle der Ozeane als CO₂-Binder steht vor Herausforderungen
… steht vor Herausforderungen
Seit der Industrialisierung absorbieren die Ozeane 90 % der überschüssigen Wärme, die durch den anthropogenen (vom Menschen verursachten) Klimawandel entsteht. Die Erwärmung der Ozeane hat jedoch zur Folge, dass die Menge an CO2, die sie aufnehmen können, sinkt. Die Aufnahme von CO2 und überschüssiger Wärme durch die Meere spielt jedoch eine wesentliche Rolle dabei, Netto-Null zu erreichen, weshalb wir überzeugt sind, dass die Ozeane und andere Wasserstraßen für die Erreichung von Klimaneutralität eine entscheidende Rolle spielen und daher Investitionen in die Blue Economy eine hohe Priorität eingeräumt werden muss.
… wir sind überzeugt, dass die Ozeane und andere Wasserstraßen für die Erreichung von Klimaneutralität eine entscheidende Rolle spielen und daher Investitionen in die Blue Economy eine hohe Priorität eingeräumt werden muss.
Mögliche neue Instrumente
Unternehmen, die in der Blue Economy tätig sind, spielen eine entscheidende Rolle dabei sicherzustellen, dass die Ozeane weiterhin als natürliche CO2-Binder fungieren können und die Sauerstoffversorgung nicht beeinträchtigt wird. Da die Geschäftstätigkeit der betreffenden Unternehmen eng mit der Gesundheit der Ozeane verknüpft ist, dürften einige dieser Unternehmen Projekte zur Förderung der maritimen Gesundheit ins Auge fassen. Blue Financing ist ein noch junges Sustainable Finance-Segment, das bei Anlegern und Emittenten gleichermaßen zunehmend in den Fokus rückt. Als Green Financing-Teilbereich mobilisieren Blue Bonds Kapital für meeresfreundliche Projekte und kritische Projekte zur Bewirtschaftung sauberer Wasserressourcen. Blue Bonds bieten somit ein hervorragendes Instrument zur Finanzierung von Unternehmensinitiativen, die darauf abzielen, die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit unseres Planeten zu minimieren.
Sektor-Beispiele
Transport
Der Transport über die Meere verursacht 2,9 % der globalen Treibhausgasemissionen. Da sich das Seehandelsvolumen bis 2050 voraussichtlich fast verdreifachen wird, könnte dieser Anteil auf 10 % steigen.3 Außerdem trägt der Schifffahrtssektor erheblich dazu bei, dass unsere Meere versauern. Durch die Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre wird der Ozean immer saurer und schadet den Meereslebewesen direkt, was die Ökosysteme erheblich belastet. Um dieser Versauerung entgegenzuwirken, hat die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) für die Schifffahrtsindustrie das Ziel festgelegt, den CO2-Ausstoß bis 2050 zu halbieren. Doch auch Großkunden, die ihren eigenen CO2-Fußabdruck verringern wollen, schaffen zusätzliche Anreize für die Seeschifffahrt, die Dekarbonisierung voranzubringen. Blue Bonds könnten als wichtiges Finanzierungsinstrument dienen, um die Schifffahrts- und Schiffbauunternehmen bei der Erreichung dieses Ziels zu unterstützen, indem sie in die Herstellung oder den Kauf neuer, (um mindestens 60 %) emissionsreduzierter oder emissionsfreier Schiffe investieren – also in Schiffe, die zu 100 % elektrisch oder mit grünem Ammoniak, grünem Wasserstoff oder grünem Methanol angetrieben werden. Bei bestehenden Schiffen können sich die Investitionen auf die Verringerung der Emissionen um mindestens 20 % durch eine verbesserte Schiffskonstruktion, Kohlenstoffabscheidung oder Segel, Rotoren und Drachen beziehen.
Kampf gegen den Plastikmüll
Eine aktuelle, wissenschaftlich belegte Studie4 zeigt, dass schätzungsweise mehr als 171 Billionen Plastikteile in den Weltmeeren schwimmen, die durch die Strömung zu verschiedenen „Strudeln“ transportiert werden. Der Plastikmüll im Wasser gefährdet die Meereslebewesen, da sie ihn für Nahrung halten oder sich darin verfangen. Plastik tötet aber nicht nur die Fische und Meerestiere. Es bedroht auch die Artenvielfalt der Meere und blockiert das Sonnenlicht für Phytoplankton und Algen. So sind ganze Nahrungsketten bedroht. Artenvielfalt und gesundes Phytoplankton sind jedoch entscheidend dafür, dass die Ozeane weiterhin als CO2-Senke und Sauerstofflieferant fungieren können.
Das Recycling oder die Wiederverwendung von Kunststoffen spielen eine wesentliche Rolle im Kampf gegen die Verschmutzung durch Plastikmüll. Blue Bonds könnten als hervorragende Finanzierungsquelle genutzt werden, um die Produktion und Verarbeitung von recycelten Kunststoffen voranzubringen. Blue Financing könnte nicht nur dazu beitragen, die Menge an Kunststoffen in unseren Gewässern zu verringern, sondern auch dazu, den Energieverbrauch zu senken, da recycelte Kunststoffe bis zu 71 % weniger Emissionen verursachen als neu produzierte.5
Erneuerbare Energien
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas für mehr als 75 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Fast 90 % davon entfallen auf CO2-Emissionen. Die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien könnte daher einen dramatischen Einfluss auf die Verringerung der Treibhausgasemissionen haben.
Die Blue Economy ist auch ein fruchtbarer Boden für erneuerbare Offshore-Energie, sowohl auf den Meeren als auch auf den Seen. Offshore-Windkraftanlagen profitieren in der Regel von stabilen Windströmen, von denen es im Wasser reichlich gibt, ohne dass sie mit anderen Akteuren konkurrieren, wie es bei Onshore-Anlagen der Fall ist. Bedenken hinsichtlich der Störung der Meerestiere und der biologischen Vielfalt können adressiert und abgemildert werden; durch die Verwendung der Emissionserlöse aus Blue Bonds könnten sogar Projekte finanziert werden, die sich positiv auf die marine Biosphäre auswirken.
Blue Bonds sind ein natürliches Instrument zur Finanzierung von Investitionen in Offshore-Wind- und Solarprojekte.
UN-Wasser argumentiert, dass „der Klimawandel in erster Linie eine Wasserkrise ist“.
Wir stimmen dieser Beobachtung zu. Wie diese Sektorbeispiele zeigen, sind unsere Gewässer und Ozeane entscheidend für die Dekarbonisierung. Wir können sie nicht ignorieren, wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens erreichen wollen.
Projekt-Spotlight: Blue Financing in Aktion
Beispiel Transport: Die erste blaue Anleihe von Ørsted ist ein gutes aktuelles Beispiel. Das Unternehmen nutzt die mit der Anleihe erzielten Erlöse, um die bisherigen Bemühungen für den Erhalt der biologischen maritimen Vielfalt zu verstärken und den Übergang zu einer nachhaltigen Schifffahrt zu unterstützen. | Beispiel Plastikmüll: Die kürzlich emittierte innovative Anleihe der Weltbank dient der Finanzierung von Projekten zur Verringerung von Plastikmüll. Die ausgewählten ergebnisorientierten Projekte befinden sich in Ghana und Indonesien. |
Die genannten und beschriebenen Beispiele dienen nur zu Informationszwecken und stellen keine Empfehlung von Wertpapieren durch T. Rowe Price dar.
- Der Begriff Netto-Null-Emissionen bezeichnet einen Zustand, in dem die der Atmosphäre zugefügten Treibhausgasemissionen durch entsprechende Entnahmen (zum Beispiel durch Wälder oder Maßnahmen zur CO₂-Abscheidung und -Speicherung) ausgeglichen werden. ↩︎
- Bopp L., Bowler C., Guidi L., „The Ocean, a Carbon Pump“ (2019), Ocean & Climate Platform. ↩︎
- Daten aus dem Jahr 2018, „Fourth Greenhouse Gas Study“ (2020), IMO; „Transport Outlook“ (2019), International Transport Forum. ↩︎
- Eriksen M., Cowger W., Erdle L.M., Coffin S., Villarrubia-Gómez P., Moore CJ et al. (2023), A growing plastic smog, now estimated to be over 170 trillion plastic particles afloat in the world’s oceans—Urgent solutions required. PLoS ONE 18(3): e0281596. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0281596. ↩︎
- „Life Cycle Impacts for Postconsumer Recycled Resins: PET, HDPE, and PP“ (2018), APR, Franklin Associates, A Division of Eastern Research Group. ↩︎
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